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Wie lebt es sich in Buenos Aires? Wir probieren das gerade mal aus. An dieser Stelle wollen wir - für uns und für alle Interessierten - unsere Erlebnisse und Gedanken in Wort und Bild festhalten.

Samstag, 19. September 2009

Ford Falcon

Zwischen all den Peugeots, Renaults und Volkswagen der neueren
Modellreihen taucht in den Straßen von Buenos Aires ein Wagentyp immer
wieder auf: der Ford Falcon. Auf den ersten Blick ist er nur eine
weitere eher unscheinbare Variante der zahllosen Straßenkreuzer und
Detroitfabrikate, die Südamerikas Avenidas bevölkern. Für die
argentinische Bevölkerung hat der Ford Falcon allerdings eine
besondere Bedeutung.
Der in Argentinien gebaute Ford Falcon (nur 26
der 3.542 Teile wurden aus den USA importiert) wurde während der Zeit
der Militärdiktatur 1976-1983 von den Todesschwadronen der
argentinischen Geheimpolizei genutzt. Regimegegner und Sympathisanten
der Linken wurden in Ford Falcons zu den berüchtigten Befragungen
gebracht, von denen nach Schätzungen der argentinischen
Untersuchungskommission CONADEP (Link: Nunca mas) zirka 30.000 nie
mehr zurückkehrten. So ist für die älteren Argentinier der Anblick
eines Ford Falcon mit dem Schicksal der Desparecidos (in vielen
Ländern Mittel- und Südamerikas übliche Bezeichnung für Menschen, die
von Sicherheitskräften verhaftet oder entführt und anschließend
gefoltert und ermordet wurden) eng verbunden. Bei einigen jüngeren
Argentinier avanciert der Ford Falcon aber zum gefragten Klassiker.
Häufig sieht man junge Männer in restaurierten und getunten Falcons
durch die Straßen der argentinischen Hauptstadt cruisen. Miriam Lewin,
eine 50-jährige Journalisten, die in einem Falcon entführt würde meint
dazu: "Sie sind ein Symbol der Repression. Es verwundert mich schon
sehr, dass es Leute gibt, die sie heute als Oldtimer behandeln. Ich
bekomme immer noch Angst wenn ich einen Ford Falcon sehe."